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April 20/21 1946

Sehr geehrter Herr Doktor,

verzeihen Sie bitte—es tut mir wirklich sehr leid—die lange Verzögerung der Antwort auf Ihren Brief vom 3.IV. - Fast 14 Tage lang bin ich arg verkühlt gewesen, nicht so krank, dass ich nicht ins Museum fahren konnte, aber doch zu keiner geistigen Anstrengung fähig. Auch jetzt bin ich noch nicht ganz wohl und geistesfrisch.

Ihr “Worlds in Collision” habe ich sogleich gelesen, d.h. am nächsten Abend. Trotz Müdigkeit in einem Zuge, und mit grösstem Interesse, ja Erschütterung (Wie Sie vorher sahen: I was shocked), wenn auch natürlich in geringerem Masse als es bei “Ages in Chaos” der Fall war, wo die Grundlagen meiner geistigen Existenz auf dem Spiel standen. Inzwischen ist der Eindruck wieder stark verblasst. Meine erste Reaktion war: “Dafür wird Dr.V. ohne jede Schwierigkeit einen Verleger finden.” Ihre Überredungskunst ist unwiderstehlich. Als dann aber die nüchterne Überlegung wiederkehrte, begann der Verdacht gross zu werden, dass auch hier, wo ich das Meiste auf Tren und Glauben hinnehmen muss, ebenso wie in “Ages in Chaos” viele Argumente auf Missverständnissen und Ungenauigkeiten beruhen werden, und kam schliesslich zu dem beruhigenden Ergebnis, dass ich mir trotz der geringen Sachkenntnis, gestatten darf, zu sagen: Ihr Beweismaterial zwingt nicht dazu, Ihre Schlussfolgerungen anzunehmen. Aber ebenso wie im historischen Teil bewundere ich die Kühnheit und Originalität Ihrer Gedanken, und zweifle nicht an dem Vorhandensein wertvoller Einzelheiten, auch wenn das Ganze verfehlt sein sollte. Daran, dass tatsächlich die Erde einmal in Menschengedenken, vielleicht sogar öfter, durch den Zusammenstoss mit einem Kometen aus ihrer Bahn geworfen wurde, mit all den Folgen, die sie schildern, wird nach der Lektüre Ihres Buches schwerlich jemand zweifeln können. Diese Erkenntnis war aber, zumindest in Deutschland und Österreich, schon durch Hörbiger’s Welteislehre geistiges Allgemeingut geworden.

Das Umstürzlausche Ihrer Lehre liegt darin, dass Sie dieses Ereignis in historische Zeit versetzen. Ich fürchte, Sie setzen sich damit vor allem der Kritik von ägyptologischer Seite aus, sodass ich mich also auch mit diesem Teil abquälen werde müssen. Prinzipiell muss sich der Aegyptologe wundern, wieso ein derartig ungeheures Ereignis in Ägypten niemals eindeutig und deutlich als historisch erwähnt wird. Wie ich schon seinerzeit betont habe, kann der Pap. Ipuwer in Ihrem Sinn interpretiert werden, aber besser in der herkömmlichen Weise, wobei überdies an seiner Datierung zwischen Altem und Mittlerem Reich jetzt wohl niemand mehr zweifelt. Und dass die einzige unzweifelhafte Anspielung auf jene Katastrophe sich in einem Mythus vorfindet, spricht doch wohl stark dafür, dass sie sich in vorgeschichtlicher Zeit abgespielt hat.

Der Gedanke, dass die Venus in alter Zeit stärker geleuchtet hat als jetzt, ist faszinierend. Ihr Hinweis auf die babylonischen Sterntafeln scheint sehr beweiskräftig, aber ich habe da kein Urteil, und bin sehr gespannt, ob es Ihnen gelingen wird, auch in Ägypten Gleichartiges zu finden, und bedauere im Vorhinein, dass mein mangelndes Verständnis für alles, was Sache der “Science” ist, es mir vermutlich sehr schwer machen wird, Ihnen bei dieser Suche von Nutzen zu sein.

Die Fremdheit des Stoffes liess es zu keinen Bemerkungen oder oder Richtigstellungen kommen. Bloss einmal, auf p. 3 von “Pallas Athena,” habe ich am Rande daran Anstoss genommen, dass Sie die Göttin Pallas Athena mit dem lateinischen Heros verwechselt haben, trotz des eindeutigen Zusammenhanges und Masculinums. (Aeneis 8, 588.)

Kennen Sie übrigens den Aufsatz von Sp. Marinatos, The Vulcanic Destruction of Minoan Crete, in: Antiquity, v.13 (1939), p.425/ 39?. Wenn nicht, dürfte er Sie interessieren. Insbesondere auch, weil, wenn er Recht hätte, für den ägyptischen Ausdruck, den Gardiner ziemlich willkürlich “upside down” übersetzt hat, auch in der Stelle des Tutanchamun, wo er gleichfalls vorkommt, die Ihnen genehme physikalische Auffassung möglich würde.

(Das bezieht sich auf p. 5 von “The Shadow of Death.”) (Brauche ich zu wiederholen, dass der Petersburger Papyrus sich auf die Zeit zwischen Altem und Mittlerem Reich bezieht, und dass der Umsturz ebenso wie im Pap. Ipuwer rein sozial aufzufassen ist?)

Nun zu Ihren Fragen vom 3.April:

1) That city is undoubtedly “Letopolis.” Its name Hm <o> is written with a thunderbold. Wainwright has written often about it, in Voll. 16-21 of the J. E. A.(Journal Eg. Arch.) particularly v. 18, 159/72; “Letopolis.” Besides, I remember to have read many years ago somewhere that near Letopolis traces of a fall of meteorites in ancient times have been found. Unfortunately I have been unable to recover that reference among my notes.

2) On the history of Thebes read Kees in Real-Encyclopädie (Pauly-Wissowa) V. A, 1554. The oldest certain reference to the town, not merely the name or sanctuary, seems to date from the time of the 13. Dynasty, the Sebekhotep’s (Cf. Weill, Fin du Moyen Empire, p. 248 ...que les Sebekhotep ont précédé les Apopi non de long, mais, à courte distance.) —“Ogygian” in v. 37 of the “Perses” evidently means nothing more than “primeval” (See Liddel-Scott, Greek-English Lexikon, (1883), p. 1762.), just as Athens in v. 974 is referred to as: tas ogygias athênas. (Cf., however, Roscher, Mythol. Lex., III, 689, (38): Ogygos als König des ägyptischen Theben).

3) In order to see that Aton can not possibly be the Morning Star, you need only to read the Great Hymn to Aton, whioch you find translated in every book on the subject of Amarna (also the related Psalm No. 104). However, it is interseting to note, in this connection, that Ikhnaton reintroduced a particular worship of the Morning Star. See Davies, The Tomb of the Vizier Ramose, 9Pl. XXXIX, 2,3), p. 38, 1.2: “...house of the Ben (-bird). — The second part of your sentence is based on a misconception. Hammong, the god of the Siwa Oasis when Alexander visited, had nothing to do with the Amon of Thebes. See Eric Bates, The Eastern Libyans (1914), pp. 189/200: Deus Fatidicus.

4) Most literature on “the astronomical ceilings of Seti and Ramses II you will find on p. 120 (-126) of v. 26 of the J.E.A. (+ v. 27, 149/52). To this list may be added Hom. Schott, Die altägyptischen Deane, in Wilhelm Gundel, Dekone and Kedon-Sternbilder, Heft 19 der Studien der Bibliotehk Warlung. 936. Also the refernces in Porter-Moss, Topogr. Bibl., vol. I, p. 1, bottom (Ramses VII), p. 4, center (Ramses IV), p. 6, center (Ramses IX), p. 10, center (Ramses VI), p. 25, bottom (Seti I) and v. II, p. 156 (Ramesseum, TEmple of Ramses II). (The ceiling in the tomb of Ramses II is completely destroyed, see Maystre in Bull, Inst. Franc. ARch. Oreitn. 38. 187). The content of theses astronomical treatises is ununderstandable to me. That of Genster, Die Thebanishche Taflen Stüdlicher Sternaufgänge, seems particularly valuable, — perhaps...


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